collectAI Redaktion

27. April 2020

Thermomix, tiefe Teller, Tiger King

Am 18. März war meine Welt noch in Ordnung. Ich hatte Geburtstag, meine Hamburger Kollegen überraschten mich im Berliner Homeoffice mit einem virtuellen Ständchen während des regelmäßigen “KickStart”-Meetings, der Abend verlief (feucht-)fröhlich mit Freunden im Google-Videocall.

Und es hat Zoom gemacht…

Auf Hangout folgte Hangover. Katerstimmung. Nach den ersten zwei Wochen in Isolation fiel mir die Decke auf den Kopf. Ich griff zum Hörer, jammerte ein befreundetes Paar per Zoom voll. Was sie davon hielten, wenn wir eine Arbeits-WG starten würden. Der Vorschlag kam gut an, ihnen ging es ähnlich. Das ist nun fünf Wochen her.

Statt also, wie bisher, für drei Tage die Woche von Berlin nach Hamburg zu pendeln, radel ich nun montagmorgens ein paar Straßen weiter. Am Mittwochabend geht’s wieder zurück in meine Wohnung.

Hausordnung in Zeiten der Corona

Zu wissen, dass in den anderen Zimmern jemand sitzt, der in sich in derselben Situation befindet, tut gut. Wir starten den Tag strebermäßig mit Online-Yoga, kochen abwechselnd vegan, vegetarisch, glutenfrei und tauschen uns tagsüber beim Kaffee aus. Das alles natürlich gepaart mit ständigem Desinfizieren, Händewaschen und dem gebotenen Mindestabstand. Gleich zu Beginn haben wir eine Corona-WG-Ordnung verfasst.

Thermomix, tiefe Teller, Tiger King

Unsere Freundschaft hat sich nochmals deutlich vertieft, gemeinsam wachsen wir persönlich an der neuen Situation. Und wir lernen viel. Übereinander. Über das Leben. Über New Work.

Eine kleine Auswahl:

  • Hafermilch kann man auch im Thermomix herstellen.
  • Meine Freundin isst nur von tiefen Tellern.
  • Gemahlene Kaffeebohnen im Off sind in Telkos genauso irritierend wie plötzlich aufschreiende Kinder.
  • Eine gut sortierte Spülmaschine macht einen klaren Kopf.
  • Für Videocalls gilt: wenn’s hinten hell ist, wird’s vorne dunkel.
  • Kabelsalat kann man nicht essen.
  • Tiger King am Abend in Jogginghose lässt einen die Selbstoptimierung herrlich vergessen.

Balance zwischen Nähe und Distanz

Dennoch. So sehr ich auch dankbar für meine Berliner Wahl-Familie bin, ich freue mich jedes Mal wieder auf meine eigenen vier Wände. Ich habe einmal mehr gemerkt, wie wichtig für mich ein gesundes Verhältnis von Nähe und Distanz ist. Und: Ein Thermomix kommt mir trotzdem nicht ins Haus.